Der folgende Bericht bezieht sich auf die Veröffentlichung des Jahres 2020 und sollen Aufschluss über Struktur und Umfang der Branchendarstellung geben.
Covid19-Krise
- Hohe Umsatzeinbußen aufgrund von ausbleibenden bzw. stornierten Aufträgen
- Kurzarbeit in vielen Druckereibetrieben
- Fokus der Druckereien auf Produktentwicklung, Regionalität und neue Serviceangebote
Innovationsgetriebene Branche
- Laufende Weiterentwicklung der Technologien und Druckverfahren wie Digitaldruck, 3-D-Druck, Inkjet, Nanografie u. a.
- Druckerei 4.0: Integration der gesamten Wertschöpfungskette zu einem durchgängigen Druckprozess
- E-Commerce / Web-to-Print: Vollständige Digitalisierung der Print-Webshops und damit Einbettung in die digitale Lieferkette des Kunden
- Nachhaltige Produktinnovationen
Nachhaltigkeit und Green Packaging
- Steigende Nachfrage nach umweltfreundlicher Erzeugung und recyclebaren Produkten
- Green Packaging als Wachstumsmarkt
Dynamisches Publizieren
- Aufbereitung variabler Inhalte für bestimmte Zielgruppen oder einzelne Personen
- Kunden können Inhalte (Bilder, Fotos, Texte, etc.) aus verschiedenen Quellen zusammenführen (z. B. Erstellung eines individuellen Reiseführers)
Branchendefinition: Diese Branche umfasst die Gruppe 18.1 (Herstellung von Druckereierzeugnissen) der ÖNACE 2008 und damit das Drucken von Erzeugnissen wie Zeitungen, Zeitschriften, Büchern, Geschäftsdrucksachen, Grußkarten usw. Sie beinhaltet auch Unterstützungstätigkeiten wie Buchbinderei, Klischeeherstellung und Data Imaging. Das Drucken kann mit unterschiedlichen Verfahren auf unterschiedliche Materialien erfolgen.
Betriebstypen: Verlags- und Zeitungsdruckereien, Kleinst-, Klein-, Mittel- und Großbetriebe des Druckereigewerbes sowie gewerbliche und industrielle Druck- und Siebdruckunternehmen
Druckereien werden nach Produkten unterschieden (z.B. Zeitungs-, Etiketten- oder Kalenderdruckerei, Verpackungsdruck, Dekordruck) oder nach eingesetzter Technik (z.B. Tiefdruck, Rollenoffset-, Bogenoffset-, Tampondruck, Sieb- oder Digitaldruckerei). Die Abgrenzungen sind jedoch nicht immer eindeutig, da Druckereien häufig mehrere Produktarten produzieren und verschiedene Drucktechniken einsetzen. Daneben gibt es stark spezialisierte Unternehmen, die ein sehr kleines Marktsegment bedienen (z.B. Sicherheitsdruck von Personalausweisen, Geldnoten und anderen fälschungsgefährdeten Produkten).
Im Jahr 2018 boten die rd. 830 Druckereien fast 10.300 Personen einen Arbeitsplatz, wovon rd. 9.600 unselbstständig beschäftigt waren. Die durchschnittliche Unternehmensgröße lag damit bei etwa 12 Mitarbeiter*innen je Unternehmen. Die Betriebe erwirtschafteten insgesamt Umsatzerlöse in der Höhe von rd. € 1,81 Mrd.
Kunden
Zu den wichtigsten Kundengruppen der Druckereien gehören Grafik- und Werbeagenturen, Buch-, Zeitschriften- und Zeitungsverlage, Fotografen, die Verpackungsindustrie sowie Privatpersonen (forciert durch Online-Printing).
Trends
- Nachhaltigkeit
- Steigende Nachfrage nach umweltfreundlicher Erzeugung (z.B. Nutzung der Abwärme von Maschinen für Heizung und Kühlung, Reduzierung von Chemikalien, nachhaltige Bedruckstoffe) und regionalen, recyclebaren Produkten (z.B. biologisch abbaubare bzw. kompostierbare Druckfarben ohne Mineralöl, recyclebare Druckplatten etc.)
- Steigende Umweltanforderungen an Druckereien bei der Produktion von Druckerzeugnissen (z.B. klimaneutrales Drucken) sowie bei der Herstellung von Druckmaschinen
- Bücherproduktion mit nachhaltigen Rohstoffen (bspw. Farben basierend auf pflanzlichen Rohstoffen, Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft) und umweltgerechter Verpackung
- z.B. Cradle to Cradle als umweltschonendes Druckverfahren ohne Müll unter Verwendung von mineralölfreien Farben auf Pflanzenbasis und Bio-Papieren
- Markt für Green Packaging wächst bis 2024 um durchschnittlich 5,7% (Grandview Market Research)
- Unverpackt-Trend und wiederverwertbare Verpackungen
- Für Druckereibetriebe gibt es unterschiedliche Zertifizierungsmöglichkeiten: z.B. Europäisches Umweltzeichen, EMAS (European Management Audit Scheme), österreichisches CSR-Gütesiegel für Druckereien, regionales Gütesiegel „Printed in Austria“, ECO-Label für Druckprodukte.
- Digitale Kommunikation ist nicht per se nachhaltiger als gedruckte Kommunikation. Rd. 1% der weltweiten CO2-Emissionen kommen aus der Papier- und Druckindustrie (Graphische Revue 01/2020), wohingegen es einen stark steigenden Energieverbrauch (z.B. Server-Farmen, Streaming-Dienste, etc.) im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie gibt
- Branchenspezifischer CO2-Rechner als Angebot für Druckereien: Entwicklung des Rechners durch ClimatePartner in Kooperation mit dem Verband Druck&Medientechnik
- Berechnung der CO2-Emissionen je Druckauftrag bzw. Druckprodukt
- Analyse des betrieblichen Ressourcen- und Energieeinsatzes
- Integration in gängige Kalkulations-Software in Druckereien möglich
- Möglichkeit einer CO2-Kompenstion durch Klimaschutzprojekte
- Verpackungsdruck
- Gedruckte Elektronik:
- Markt befindet sich im Wachstum und stellt somit ein Potential und einen Zukunftsmarkt für Druckereien dar
- 'Printed electronics' zur Integration von organischer Halbleiter-Elektronik in (klassische) Print-Produkte (bspw. Temperatursensoren für Lebensmittel-Verpackungen); anstelle von Druckfarben werden elektronische Funktionsmaterialien gedruckt
- Zunehmender Einsatz des Digitaldrucks in der Verpackungsproduktion (z.B. Produktion von Faltschachteln und flexiblen Verpackungen)
- Markt für digitale Verpackungslösungen stark ansteigend
- Verpackungen (bspw. Faltschachteln für Lebensmittel, Kosmetik, Non-Food Produkte) via Onlinedruck im Webshop
- Druck von individuellen bzw. personalisierten Verpackungen, Serialisierungen und Kodierungen (Mass Customization) sowie flexible Lösungen
- Etikettendruck: Der Etikettenmarkt mit einem Anteil von rd. 5% am weltweiten Druckvolumen von €400 Mrd. hat großes Wachstumspotenzial in der Druckbranche
- Security Printing
- bei der Produktion und dem Versand von Eintrittskarten ist die Ausstattung mit diversen Sicherheitsmerkmalen wichtig (z.B. durch Sicherheitsfarben, Hologramme, UV-fluoreszierende Farben, Mikroschrift, Laser-Perforierung und Lasergravur)
- Social-Media-Print
- Digitalprodukte werden via soziale Medien an Kunden gebracht
- Markt mit hoher Wertschöpfung
- Self-Publishing
- Eigenveröffentlichungen von Autoren, ohne Leistungen von Verlagen
- 95% der deutschsprachigen Self-Publisher veröffentlichen ihre Bücher als Printbuch; fast jeder Vierte publiziert ausschließlich in gedruckter Form (Graphische Revue 01/2019).
- Technologische Lösungen im Digitaldruck und dazu passende Finishing-Lösungen (z.B. Müller Martini, Internet, Tablets) bereits vorhanden
- Beim dynamischen Publizieren werden variable Inhalte für bestimmte Zielgruppen oder einzelne Leser aufbereitet, z.B. in den Sparten Bildung, Reisen, Fachbücher. Nutzer können dadurch Inhalte (Bilder, Fotos, Texte, etc.) aus verschiedenen Quellen zusammenführen (z.B. Erstellung eines individuellen Reiseführers)
- Digital-/Cross-Media-Publishing
- Veröffentlichung von Inhalten in unterschiedlichen Medien und Formaten
- Nutzung von Publishing-Plattformen zur digitalen Einbindung möglichst vieler Print-Touch-Points (als Schnittstellen zum Kunden) bzw. zur Erstellung digitaler Print-Publikationen (Katalogen, Preislisten, Werbungen etc.)
- Mass Customization
- Herstellung von individuellen Produkten mit Techniken der Massenproduktion gewinnt in der gesamten Druckbranche an Dynamik
- Die Einschätzung des Marktpotentials für kundenindividuelle Massenproduktion liegt bei etwa 30% des Gesamtmarktes (Graphische Revue 01/2019).
- Notwendigkeit einer individuelleren, persönlicheren und gegebenenfalls regionalen Kundenansprache aufgrund der zunehmenden Auflösung klassischer Zielgruppen
- Geschäftsmodell Purchase-activated-Manufactoring
- Beginn der Produktion erst bei Eingang der Bestellung und nach Bezahlung
- Keine fertigen Produkte, sondern nur Rohstoffe im Lager
- Druckweiterverarbeitung, Finishing und Veredelung
- Abhebung gegenüber elektronischen Medien durch Prägung, Markierung und Lackierung
- Steigende Nachfrage nach Veredelungen und kreativen Druckprodukten (z.B. 3D-Effekte am Druckprodukt): bereits jede zehnte Bestellung ist veredelt (Papier und Druck 2/2019)
- Kombination aus Finishing und Veredelung (z.B. Schatullen, Boxen, Mappen, Verpackung)
- Finishing im Zeichen von Vernetzung und Automatisierung
- Finishing 4.0 ermöglicht variable und individualisierte Produktion von Kleinstauflagen (Fotobücher, Books on Demand) innerhalb von 24h von der Bestellung bis zur Auslieferung.
- Effiziente Lösungen zum Sammelheften, Falzen, Klebebinden, Schneiden, Folienkaschieren und Stanzen etc.
Mitbewerb
Brancheninterne Konkurrenzsituation
Wettbewerbssituation
- Covid-19 Krise
- Ausbleibende bzw. stornierte Aufträge führ(t)en zu hohen Umsatzeinbußen bei rd. 90% der Druckereien (Graphische Revue 04/2020)
- Großteil der Druckereibetriebe musste Kurzarbeit anmelden
- Verband Druck & Medientechnik fordert stärkere Orientierung an inländischen Herstellern sowie Bestbieterprinzip bei Aufträgen (Quelle: Industriemagazin April 2020)
- Fokus der Druckereien in Krise auf Produktentwicklung, Regionalität und neue Serviceangebote (z.B. Hauchschutzwände für Handel und Arztpraxen, Mundschutz, anti-mikrobieller Lack, der Oberflächen desinfiziert) (Graphische Revue 04/2020)
- Sonstige Wettbewerbsthemen
- Übernahme der Druckerei Theiss durch Samson Druck (eine der größten Druckereien in Österreich)
- Zunehmender internationaler Wettbewerb bei Standardprodukten, Zeitschriften und Produkten mit hoher Auflage
- Klein- und Mittelunternehmen können durch vermehrte Zusammenarbeit (und Fusionen), durch Spezialisierung und durch Positionierung auf regionalen Märkten ihre Konkurrenzfähigkeit sichern.
- Wettbewerbsvorteil durch Full-Service-Angebot (Beratung und Dienstleistungen)
- Spezialisierungen auf Dienstleistungen, um als Schnittstelle zwischen Kunden und allen am Druckprozess Beteiligten zu fungieren
- Spezialisierungen auf Nischenmärkte wie bspw. Druckveredelung oder besonders hochwertige Kunstbücher und Bildbände.
- Im Online-Druckmarkt gibt es in Österreich eine hohe Marktdurchdringung: Wichtige Player im Onlinedruck sind z. B. druck.at, flyeralarm.at, Onlineprinters.at, Saxoprint.at oder print24. Große Onlinedruckereien mit Web-to-Print-Lösungen (Online-Print) stellen eine zunehmende Konkurrenz für klassische Druckereien dar.
Branchenfremde Konkurrenz
- Digitaldrucksysteme werden nicht nur an Druckereien verkauft, neue Anbieter machen den traditionellen Unternehmen der Branche den Markt streitig. Bisherige Kunden von Druckereien können dadurch Produkte selbst planen, gestalten und drucken.
- Tablets, E-Book-Reader oder Smartphones als künftiger neuer Publishing-Kanal für Verlage, in Konkurrenz zu klassischen Drucksorten.
- Amazon Merch bietet Tool um Books on Demand zu drucken: „Print per Buy“ Verfahren im Digitaldruck
Die Fremdleistungen in Druckereien betrugen 2017/18 durchschnittlich 10,9 % der Betriebsleistung. Dieser hohe Anteil zeigt, dass die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in dieser Branche eine bedeutende Rolle spielt. Im Vergleich zu 2008/09 hat sich der Fremdleistungsanteil um 0,7 %-Punkte erhöht. (Quelle: KMU Forschung Austria, Bilanzdatenbank)